Nouruz Mobarak!

Noch einmal dürfen sich die Kinder der Übergangsklasse ein „gutes neues Jahr“ wünschen.
Es ist der 20.3.2017, 10:28 Uhr. Auf einer großen Leinwand folgen die Kinder gespannt einer Übertragung vom Beginn von Nouruz, das heute vor allem im iranischen und afghanischen Kulturraum als Frühlingsfest gefeiert wird.

Hadisseh, eine afghanische Schülerin aus der 4.Klasse, hat vor ihrer Flucht selbst oft Nouruz gefeiert und erzählt uns darüber: Das Haus wird geputzt und neue Kleider gekauft. Abends gibt es ein Festessen, zu dem Freunde und Verwandte eingeladen werden. Die Kinder freuen sich über leckere Süßigkeiten. Ein afghanischer Junge erinnert sich an die Spiele: Essen mit verbundenen Augen und eine Art „Topf schlagen“. Im Mittelpunkt des Festes steht die Zubereitung des Haft Sin („sieben S“). Dazu wird ein Tisch im Haus festlich mit sieben besonderen Lebensmitteln gedeckt.

Erwartungsvoll und gespannt dürfen wir nun selbst an diesen geschmückten Tisch herantreten. Die Kerzenleuchter, sorgfältig ausgewählte Schüsseln und gestickte Tischdecken lassen für einen Moment an Weihnachten denken.

Dann sind die afghanischen Fachleute wieder gefragt. Sie zeigen uns die „sieben S“:

·           Sabzeh (gekeimter Weizen) steht für Leben oder Wiedergeburt

·           Sib (Apfel) steht für Schönheit und Gesundheit

·           Serkeh (Essig) steht für Alter, Geduld und Fröhlichkeit

·           Sir (Knoblauch) steht für Schutz und Medizin

·           Somagh (iranisches Gewürz) steht für Sonnenaufgang

·           Samanu (Pudding aus Sesam oder Weizen) steht für Wohlstand

        Senjed (getrocknete Oliven) stehen für Liebe

Liegen da nicht sogar bunte Eier auf dem Tisch? Ja, auch sie gehören zum Tischschmuck.

Ähnlich ist das auch bei Juden und Christen. Mit dem traditionellen Sedermahl bereiten sich Juden auf Pessach vor. Auf dem Sederteller finden sich manche der oben genannten Speisen wieder: Eier, Bitterkräuter, Charoset (Apfelschnitze und Mandeln).
Und bei Christen, die etwa in derselben Zeit Ostern feiern? In einer katholischen Familie gehören zu einem traditionellen Ostermahl Eier, Äpfel und Kräuter, und das Fleisch für den Osterbraten wird zuvor in der Kirche geweiht.
Schön zu sehen: Trotz unserer unterschiedlichen Kulturkreise haben sich ähnliche Bräuche und Traditionen entwickelt und wir verstehen eine gemeinsame Symbolsprache.

Die Süßigkeiten auf dem Tisch sind natürlich für die Schulkinder. Und so zergehen Kardamonplätzchen auf unseren Zungen.

Abschließend zeigen die griechischen Schüler, dass man zu persischer Musik auch Sirtaki tanzen kann.

Ein herzliches Dankeschön an Frau Biria, unsere engagierte afghanische Mitarbeiterin, die uns dieses Erlebnis ermöglicht hat.